MARCOs SPINNEN- UND SCHABENSEITE
  Gruppenhaltung
 
Gruppenhaltung von Spinnen

Ganz klar, mit den allermeisten Spinnen ist keine Gruppenhaltung möglich. Es gibt aber Ausnahmen in vielerlei Form bei unterschiedlichen Familien von Spinnen.
Hier möchte ich meine sowohl positiven als auch negativen Erfahrungen mit diesem Thema beispielhaft anhand der Tiere beschreiben, die bei mir zusammen als Gruppe in einem Terrarium leben oder lebten.

Vogelspinnen

Avicularia metallica / bicegoi / versicolor

Ich habe 5 A.metallica in der 1.FH in ein kleines Terrarium und 5 A.bicegoi in ein anderes kleines Terrarium gesetzt. Während sich A.metalica zusammen ein Wohngespinst erbauten und fast die gesamte Zeit dort zusammen verbrachten, waren die A.bicegoi eher einzelgänglerisch, jede für sich webte sich eine eigene Wohnröhre.
Die Tiere lebten bis kurz vor der Häutung in die 4.FH in den 15x15x20cm-Gruppenbecken, bei beiden gab es einen Ausfall, der jedoch nicht auf Kannibalismus durch die Geschwister zurückzuführen war. Bei ganz kleinen Spiderlingen ist meistens einer von fünfen dabei, der es nicht schafft.
Während der gesamten Zeit kam es zu keinerlei Aggressionen. Bei den A.metallica war ein deutlich kleineres Tier dabei, das auch nach Häutungen weniger wuchs (dieser war auch der spätere Ausfall). Nichtmal dieses schwächste Tier der Gruppe wurde „gemobbt“, es gab nie Drängeleien um Sitzplätze, im Gegenteil, es kam mir sogar so vor als ob die Spiderlinge die Nähe ihrer Geschwister suchten, so daß sie häufig nahezu aufeinander saßen.
Anders verlief es bei den A.bicegoi. Auch hier kam es zu keinerlei Aggression oder Drohgebärden. Allerdings lebten sie auch jede an entgegengesetzten Orten des Terrariums, wenn sie sich jedoch bei einem nächtlichen Schleichen durch die Umgebung begegneten, blieben sie vollkommen ruhig und machten einen Bogen umeinander. Offenbar erkannten sie ihr Gegenüber als Artgenoßen. Ein Zusammenliegen wie bei A.metallica gab es bei A.bicegoi nie.


Meine Avicularia metallica (in einem 20x20x30cm-Becken) und Avicularia versicolor (20x20x40cm-Becken) habe ich auch als Adulti zusammengehalten, und zwar beide als Pärchen bzw. A.metallica auch als Männchengruppe. In der Männergruppe gab es keinerlei Schwierigkeiten zwischen den beiden verschieden großen, adulten Männchen.
Auch die Pärchen blieben die ganze Zeit über friedlich. Irgendwann hatten die Weibchen die ständigen Avancen ihrer Verehrer satt, das A.metallica - Weibchen drohte den Bock nach wiederholten Verpaarungen weg, sponn sich in eine dichte Wohnröhre ein und baute einen Kokon. Der außen vor gelaßene Bock schlich weiter permanent um die Behausung des Weibchens herum, um dem Weibchen den anhaltenden Streß zu ersparen und dem Kokon zuliebe habe ich den Bock dann wieder entnommen und zurück ins Becken seines Bruders gesetzt.
Mein Avicularia versicolor - Weibchen trug schon Eier im Leib, zwei Tage nachdem ich ein adultes Männchen in ihr Becken gegeben hatte war sie schon eingesponnen und trug einen Kokon. Das Männchen wurde seitdem einfach nur ignoriert, stellte sich aber nicht so aufdringlich wie der A.metallica - Bock an. Das versi-Männchen baute sich eine eigene Wohnkuppel direkt über der des Weibchens, da er sich ruhig verhält laße ich ihn dort verbleiben.


 
Psalmopoeus irminia / cambridgei

Von Psalmopoeus cambridgei und P.irminia habe ich jeweils Pärchen zusammen in 30x30x50cm-Terrarien gehalten und 106 P.irminia - Nymphen zusammen in einer 19x19x19xm-Fürstplast-Box. Der P.cambridgei - Bock war nicht mehr der Jüngste und wurde nach ein paar Wochen vom Weibchen gefreßen, vorher lief er von Zeit zu Zeit immer mal wieder in die Korkröhre des Weibchens. Der P.irminia - Bock hingegen lebte noch über ein ganzes Jahr im Terrarium des Weibchens, besuchte diese aber nie in ihrer Wohnröhre. Als er sehr alt war wurde er auch vom Weibchen gegessen.
Die 106 P.irminia - Slings wurden in der 1.FH aus dem großen Terrarium in eine Fürstbox umgesiedelt. Dort lebten sie zum größeren Teil opportunistisch in überwiegend an den Seiten platzierten , unterirdischen, waagerechten Gespinströhren. Ein kleinerer Teil legte sich überirdische, senkrechte Gespinströhren an den Ecken der Box an. Die Gespinste wurden immer von mehreren Jungtieren bewohnt. Das Zusammenleben verlief aber weniger friedlich als erwartet, die Ausfallrate durch Kannibalismus war trotz sehr guter Fütterung mit Schaben in geeigneter Größe enorm, so das ich die Spiderlinge Ende 2./Anfang 3.FH vereinzelte. Interessanterweise werden solche Jungspinnen, die ein Geschwistertier als Mahlzeit nutzten, viel größer (in der 4.FH ungefähr doppelt so groß!) als die dies nicht getan haben.


Poecilotheria formosa / ornata / regalis / rufilata / subfusca / tigrinawesseli

Anmerkung: Bei allen in Gruppe lebenden Poecilotheria sp. konnte ich häufig eine Art „Händchen halten“ beobachen. In direkter Nähe sitzende Spinnen legen hierbei einen Fuß (Tarsus) auf eine Stelle zwischen Patella und Tarsus des Beines eines Artgenoßen. Karin Manns nennt dieses Phänomen in ihrem jüngsten Buch über Vogelspinnen „Beinauflegen“. Auf die Bedeutung dieses Beinauflegens möchte ich hier nicht näher eingehen, ich nehme aber an das es sich um Kommunikation oder eine Beschwichtigungsgeste handelt und vielleicht auch eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl indiziert.

Poecilotheria formosa:


Ein schöner Fall von Ausnahme bestätigt Regel, bei mir ging es nämlich schief, obwohl es in den meisten Fällen gut klappt mit dieser Art. Es handelte sich um zwei Geschwister, vermutlich ein Männchen und ein Weibchen. Das Männchen hat sich schneller gehäutet und war zum Schluß ein gutes Stück größer als das Weibchen. Eines Tages nach ca. 3-4 Monaten friedlichen Zusammenlebens in einer Korkröhre fand ich das Männchen mit einem um ein Vielfaches größeren Opisthosoma, das Weibchen war verschwunden und das Zusammenhaltungsexperiment im Gegensatz zu den folgenden gescheitert.


 

Poecilotheria ornata:

Diese Art gilt als die einzige unter den Poecilotheriinae, von der es heißt das man sie nicht in Gruppen halten kann. Viele Halter haben dies bestätigt, es gibt aber Ausnahmen, bei denen seltsamerweise eine Gruppenhaltung von Poecilotheria ornata gelungen ist. Auch ich habe eine positive Erfahrung diesbezüglich gemacht, und zwar mit einem adulten Weibchen und einem großen Männchen der Art. Beide Tiere kamen sich in dem 30x30x50cm-Terrarium nie ins Gehege und bewohnten (zeitweise sogar mit Futtertieren!!) die gesamte Zeit dieselbe geräumige Korkröhre -     



Der Bock ist irgendwann an Altersschwäche gestorben, leider hat das Weibchen keinen Kokon gebaut und sich gehäutet.

Bei einer Gruppe von 3 P.ornata - Nymphen in der 1.FH hat es hingegen überhaupt nicht funktioniert und es blieb nach kurzer Zeit nur ein ziemlich dicker Spiderling übrig (welcher daraufhin unglaubliche Wachstumsschübe machte; dies ist mir im Übrigen schon häufiger bei Jungtieren aufgefallen, die ein Geschwistertier verzehrt haben).


Poecilotheria regalis

Diese Art eignet sich meiner Meinung nach ausgesprochen gut zur Gruppenhaltung. Ich habe zwei Erfahrungen mit P.regalis in Gruppenhaltung gemacht, einmal 3 Nymphen in der 1.FH in einer größeren Dose, die ohne Probleme bis etwa zur 4.FH zusammenblieben. Diese lebten zuerst zusammen in einem Gespinst, trennten sich aber etwa ab der 3.FH.
Zwei P.regalis in der 4.FH hatte ich veräußert und eine, die ich für ein Weibchen hielt, behalten. In den folgenden Monaten hatte ich bei zwei Gelegenheiten jeweils eine P.regalis erstanden oder ertauscht. D.h. ich hatte jetzt wieder 3 Tiere der Art, geschätzt 6.,7. und 8.FH. Jede bezog in unterschiedlichen Höhen eine eigene Korkröhre in dem 20x20x30cm-Terrarium. Tagsüber trafen sie sich zum Wärme tanken immer an der Scheibe, häufig kam es zu den oben angesprochenen Beinberührungen. Allerdings wurde manchmal eine kleinere P.regalis von einer größeren verscheucht, wobei es aber nie zu ernsthaften Kämpfen oder gar Verletzungen kam.
Diese 3 P.regalis lebten ein gutes Jahr in diesem Becken, bis ich mich von der Art getrennt hatte.


 
Poecilotheria rufilata:

Wohl mit die am besten in Gruppe zu haltende Poecilotheria-Art mit ihrem semisozialen innerartlichen Verhalten. Ich habe Tiere verschiedenster Größe zusammen gehalten, ohne das es jemals zu Problemen gekommen wäre. Meine erste Gruppe bestand aus einem semiadulten Weibchen, einem riesigen adulten Männchen und einem juvenilen Weibchen. Diese Tiere lebten jedoch nicht zusammen in einer Wohnhöhle, stattdessen hatte sich jede an verschiedenen Stellen und Höhen in dem 30x30x50cm-Terrarium eingenistet.

Meine jetzigen 3 P.rufilata (1.2; Geschwister, siehe Foto) habe ich mit etwa 1,5cm KL bezogen und in ein 20x20x35cm-Terrarium gesetzt. Sie lebten von Anfang an in derselben Korkröhre, obwohl theoretisch jeder eine eigene Röhre zur Verfügung gestanden hätte. Das Männchen ist jetzt nach knapp 1 1/2 Jahren beinahe doppelt so groß wie seine Schwestern. Auch ist dieses Männchen das scheinbar dominante Tier, das als einige unter den dreien regelmäßig jeden Tag die Wohnhöhle verläßt, die kleineren Weibchen leben sehr versteckt  und laßen sich nur selten außerhalb der Korkröhre blicken.
Es kam nie zu aggressiven Handlungen der Spinnen untereinander, zum Sozialverhalten der Tiere untereinander kann ich aufgrund der versteckten Lebensweise von zwei der drei Spinnen keine Aussage treffen.

Falls es zu einem Nachzuchterfolg kommt gedenke ich die Jungtiere bei den Eltern zu laßen.




Poecilotheria subfusca:

Wie bei P.rufilata gibt es auch bei Poecilotheria subfusca eine ausgezeichnete innerartliche Toleranz und beinahe so etwas wie Sozialverhalten (z.B. gemeinsames Beute machen und verzehren der Beute). Ich habe bis jetzt zwar nur ungefähr gleich große Exemplare zusammen in einem Terrarium gehalten, bin aber fest überzeugt das sich ohne weiteres verschieden große Tiere der Art zusammenhalten laßen.
Meine 5er-Gruppe Spiderlinge lebte zusammen in einem 15x15x20cm-Terrarium, mitlerweile halte ich ein adultes Pärchen in einem 40x30x50cm-Becken (→ Galerie), weitere zwei P.subfusca sollen noch hinzukommen. Das Pärchen ist blutsfremd und ist sich in der ersten Zeit aus dem Weg gegangen, nach ein paar Wochen bezogen beide aber dieselbe Korkröhre. Ich habe aber auch bei einzeln gehaltenen P.subfusca festgestellt, daß sie nach einem Umsetzen in ein anderes Behältnis meistens ein paar Tage Eingewöhnungszeit brauchen und erst danach eine angebotene Wohnröhre beziehen.
Bei in Gruppe lebenden Tieren habe ich niemals aggressives Verhalten untereinander gesehen, im Gegenteil, die Jungtiere sitzen gerne auf einem Haufen und auch bei größeren Tieren ist häufiger das Beinauflegen zu beobachten.

Im Falle eines Nachzucht-Erfolges werde ich die Nymphen bei den Elterntieren belaßen.


Poecilotheria tigrinawesseli:

Die Art gilt durch ihr semisoziales Verhalten allgemein als gut für die Gruppenhaltung geeignet. Aufgrund des hohen Geldwertes der Tiere habe ich mich aber die ersten Jahre nicht getraut, meine beiden Exemplare zusammen zu setzen. Irgendwann hatte ich mich dann doch dazu durchgerungen und habe meine beiden gleichgroßen Geschwister, ein Männchen und ein Weibchen mit etwa 3cm KL, zusammen in ein 30x20x30cm-Terrarium (→ Galerie) gesetzt. Das Männchen lebte bereits ein paar Monate in dem Becken, als ich das Weibchen hinzu setzte. Natürlich habe ich die Tiere in den ersten Stunden und Tagen verstärkt beobachtet, so das mir die erste Begegnung der beiden nicht entgangen ist. Sie liefen sich das erste mal etwa eine Stunde nach dem Zusammensetzen in Nähe der am Boden gelegenen Wohnhöhle über den Weg, das Weibchen reagierte vollkommen passiv bzw. es gab keine für mich erkennbare Reaktion, das Männchen schien nicht so recht zu wissen wie es sich verhalten sollte. Es hob die Vorderbeine an, jedoch nicht bis zu einer vollendeten Drohhaltung. Ich vermute einerseits wurde das andere Tier als Eindringling empfunden, andererseits schien das Männchen das Weibchen als bekannt einzustufen, ein nicht art- (oder gattungs-) verwandtes Tier wäre wahrscheinlich als Beute angesehen worden. Die beiden schienen sich sehr schnell einig zu werden, denn obwohl ich eine weitere Korkröhre in das Terrarium gegeben habe, ist das Weibchen gleich in der ersten Nacht in das am Boden zwischen einer Wurzel und einem Stein gelegene Wohngespinst ihres Bruders eingezogen und leben bislang in friedlicher Eintracht.
Weitere Beobachtungen zu P.tigrinawesseli kann ich noch nicht schildern, weil die Tiere erst seit wenigen Wochen zusammen leben.


 
Andere orthognathe Spinnen

Ischnothele caudata

Nach der Empfehlung eines anderen Halters die Jungtiere zusammen aufwachsen zu laßen habe ich meine 15 auf einer Börse erstandenen Spiderlinge der Art zusammen in eine größere Dose gesetzt. Jeder für sich baute sich ein eigenes Gespinst und trotz wöchentlicher, reichlicher Fütterung befanden sich etwa 2 Monate später nur noch 7 I.caudata - Jungtiere in der Dose. Daraufhin habe ich sie sofort vereinzelt.
Beßer klappte es bei den adulten Pärchen. Ich habe die Männchen einfach in den 1Liter-Dosen der Weibchen belaßen, kein einziges wurde von den um ein Vielfaches größeren Weibchen gefreßen.
Die Jungtiere kann man wiederum nicht allzu lange bei der Mutter belaßen, sie werden bereits wenige Wochen nach dem Schlupf von der Mutter als Beute angesehen und dezimieren sich außerdem wie oben angesprochen gegenseitig.



Labidognathe Spinnen

Loxosceles laeta / reclusa / rufescens

Alle drei Arten eignen sich ausgezeichnet für die Gruppenhaltung. Einzig bei Loxosceles laeta fielen die adulten Männchen manchmal den Weibchen zum Opfer, bei den anderen beiden Arten leben die Pärchen sogar zusammen in einer Wohnhöhle. Interessant ist, daß die Männchen bei L.reclusa und L.rufescens bis jetzt jedes mal kurz vor einem Kokonbau bis kurz danach das Wohngespinst der Weibchen verlaßen haben, nach dem Kokonbau zogen sie wieder bei den Weibchen ein. L.rufescens haben sich erst in der Paarhaltung erfolgreich vermehrt nachdem ich zuerst versucht habe die Pärchen nur zur Kopulation zusammen zu führen. Ob dies die Regel ist kann ich nicht sagen, da die Pärchen so friedlich zusammen leben habe ich sie seitdem immer zusammen gehalten. Auch laßen sich mehrere adulte Weibchen in einem Terrarium halten, diese leben jedoch nicht zusammen, sondern bauen sich jede ein eigenes Zuhause.
L.laeta habe ich in einer großen Gruppe in einer 10l-Box gehalten, hier wurden gelegentlich die herumstreifenden adulten Männchen von den bereits verpaarten Weibchen verschlungen.
Für die Pärchenhaltung bzw. bei L.rufescens für eine 1.2-Gruppe verwende ich 20x15x15cm-Terrarien.

Auch die Jungtiere aller drei Arten kann man hervorragend zusammen aufziehen. Es kam bei mir selbst bei spärlicher Fütterung zu keinem Kannibalismus. Für diesen bietet sich auch kaum Gelegenheit, da sich jedes einzelne Tier eine eigene kleine Wohnkuppel spinnt, die teilweise dicht an dicht liegen und ohne Störung so gut wie nie von den Spinnen verlaßen wird. Davon abgesehen sind die Jungtiere auch so sehr verträglich.


 
Sicarius terrosus

[Fortsetzung folgt]
 
.........


(Text & Copyright 2010 by Marco Wilde)


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